Clubhouse für B2B-Brands – die Zukunft beginnt heute

Sind Sie schon Teil der Community? Seit Januar ist Clubhouse auch in Deutschland in aller Munde und andere Apps wie z.B. Dive, Cappuccino oder Twitter Spaces ziehen nach. Die Audio-App, die es ermöglicht, Live-Diskussionen zuzuhören oder sich aktiv daran zu beteiligen, hat einen enormen Zulauf. Jeder will rein und mitreden können. Das Interessante: Nichts wird aufgezeichnet. Wenn der Raum endet, ist die Konvertierung für immer weg. Aber wie können Sie Clubhouse für B2B-Brands nutzen?


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Was ist Clubhouse eigentlich und was macht diese Plattform so besonders?

Das audio-basierte Netzwerk Clubhouse begann als Nischen-App für Silicon-Valley-Insider. Es wurde bereits im April letzten Jahres in den USA gestartet, hat aber erst in letzter Zeit durch einige Prominente und hochkarätige Personen, die die Plattform nutzen, viel Zulauf erhalten.

Schnell hat sich die App zu einer Mainstream-Plattform gemausert. Zählte sie kurz nach ihrem Start im Mai nur 1.500 Teilnehmer, so waren es im Dezember 2020 schon rund 600.000. Heute nutzen über 2 Millionen Menschen Clubhouse jede Woche – unter anderem auch B2B-Brands. Über 180 Organisationen und Risikokapitalgeber haben bis heute in Clubhouse investiert.

Es ist wie eine nicht enden wollende Konferenz, die verschiedene Themen abdeckt. Sie betreten einen Raum und fangen an, zuzuhören. Oder Sie veranstalten spontan Ihren eigenen Raum und die Leute tauchen wie von Zauberhand auf. Die Gespräche können sich über Stunden hinziehen.

Was Clubhouse so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass es komplett audio-basiert ist. Es ist eine reine Audio-Social-Media-Plattform. Keine Bilder raussuchen, Videos aufnehmen oder Stories teilen. Das macht es für Menschen und Unternehmen, die sich bis jetzt gescheut haben, vor der Kamera mit ihren Followern in Kontakt zu treten, einfach. Wobei auch auf Clubhouse aussagekräftige Profile mit LinkedIn- oder Instagram-Handle wichtig sind. 

Einige Einschränkungen hat die App allerdings. Der Zugang ist (noch) exklusiv, da Clubhouse derzeit eine Social-Media-Plattform ist, zu der man nur eingeladen werden kann. Um auf die App zuzugreifen, müssen Sie von jemandem eingeladen werden, der bereits dort ist. Allerdings kann jeder die App herunterladen – sofern er/sie ein iPhone sein Eigen nennt.


Warum könnte Clubhouse die nächste einflussreiche Social-Media-Plattform für Unternehmen sein?

Clubhouse zeigt alle Anzeichen dafür, dass sich Social-Media-Marketing weiterentwickelt. Warum ich das sage? Hier sind ein paar Gründe dafür:

  • Sie können sich mit Profis aus Ihrer Nische oder Branche verbinden und engagieren. Clubhouse hat nämlich zu den geplanten auch spontane Räume, die mit Echtzeit-Chats zu verschiedenen Themen gefüllt sind.

  • Der Fokus liegt auf hochwertigen Gesprächen und nicht auf produzierten Inhalten. Die Benutzer sind sehr loyal und beschützend. Zum großen Teil sind sie sehr wählerisch, wen sie einladen, mit ihnen der App beizutreten. Clubhouse wurde deshalb auch schon als elitär bezeichnet.

  • Employer-Branding: Unternehmen und Nachwuchs können in direkten Kontakt miteinander treten. Nie war es so einfach, sich fachlich und persönlich mit wertvollen Beiträgen in den entsprechenden Räumen zu präsentieren. Nicht nur als Experte, auch als künftiger Mitarbeiter, Chef oder Teammitglied.

  • Journalisten finden hier die Themen, die die Menschen gerade bewegen, und auch Interviewpartner für ihre Artikel.

  • Interaktion: Brands können direkt in Interaktion mit ihren Zielgruppen/Stakeholdern (Kunden, Presse, Dienstleistern, Sub-Unternehmern) treten und sofort Feedback auf Kampagnen, neue Produkte bzw. Dienstleistungen bekommen.

Sabrina Gall, Führungskräfte-Coach, sieht in der App ein riesiges Potential für Coaches. „Auf Clubhouse kann sich jeder zeigen, Vertrauen aufbauen und das nicht nur fachlich – als Coach muss vor allem die Chemie stimmen.“


Reichweite und Qualität der Talks – hat Clubhouse Potential?

Ich war neugierig und habe meinen Account auf Clubhouse gestartet. Zugegeben, es macht mir sehr viel Spaß. Ich habe viele interessante Kontakte geknüpft und hatte die Möglichkeit, mit Experten zu sprechen wie auf einer Konferenz. Und dafür habe ich kein Ticket gekauft. Und ja, leider gibt es keine Möglichkeit, eine Aufzeichnung oder Slides rechtzeitig zu bekommen.

Mit meiner Freundin und Markenexpertin Caroline Pastor von Kernform habe ich auch ein paar Talks gestartet um mit Marketing-Experten aus Agenturen und Unternehmen heiß über Themen rund um Branding und Marken zu diskutieren.

Gleich beim ersten Talk hatten wir rund 50 Zuhörer, obwohl wir den Termin nicht großartig in unseren Social-Media-Kanälen angekündigt hatten. Gemeinsam mit Florian Schwartz, Christiane Wolff, Kommunikationsexpertin und Gründerin von NETTWERK, Andreas Heim, Markenberater, Brandoffice, Per Juul Poulsen, Strategic Innovation Consultant,, diskutierten wir die 7 Marketingtrends aus der Deloitte Studie 2021.

Wie eingangs berichtet, hat die enthusiastische soziale App ihren Growth-Hacking-Blick auf Europa gerichtet. Dies hat in den letzten Wochen zu einem rasanten Wachstum geführt und einige der bekanntesten Tech-Namen veranstalten nun regelmäßige Panels und Diskussionen auf Clubhouse.

Während die COVID-Beschränkungen die Menschen dazu veranlassen, neue digitale Kommunikationsmittel zu nutzen, startet in Deutschland die App also richtig durch. Laut den Daten von App Figures hat Deutschland mit 92.659 Downloads die höchste Anzahl an App-Downloads außerhalb der USA. In den letzten Wochen war Clubhouse sogar die meist geladene App im Appstore von iOS. 

Die Clubhouse-Gründer waren mit der Plattform in Europa zwischen September und Dezember letzten Jahres nicht klar. Jetzt haben sie begonnen, ein schnelles Wachstum anzupeilen. Das Beispiel Deutschland, wo Clubhouse durch taktisches Invite-Sharing ein „exponentielles Wachstum“ erreicht hat, gibt uns einen Hinweis darauf, wie die Zukunft von Clubhouse im Rest Europas aussehen wird. 

In Deutschland hat die Zahl der hochkarätigen Teilnehmer das Wachstum von Clubhouse nur noch weiter beschleunigt. So traten Top-VCs, bekannte Journalisten und Politiker bei.

Trotz des enormen Ansturmes gibt es noch Themen, die mit den europäischen Gesetzen kollidieren, so zum Beispiel der DSGVO. Clubhouse-Nutzer müssen z. B. ihr Adressbuch freigeben, um andere Personen in die App einzuladen. Das ist übrigens einer der ältesten „Growth-Hacking“-Tricks überhaupt – kennen wir ja schon von WhatsApp.

In Deutschland wurden weitere Bedenken über Nutzer laut, die die App zur Förderung gefährlicher Ideologie nutzen könnten. Dafür wird Clubhouse schnell eine Lösung finden müssen, sonst könnte es ganz schön gefährlich werden.


Trotz dieser ganzen derzeitigen Bedenken lohnt sich das Testen von Clubhouse für B2B. Wenn Sie Inhaber z.B. von einem Handwerksbetrieb sind, dann könnten Sie die App gut zum Netzwerken mit Dienstleistern oder dem Finden von Fachkräften nutzen.

So nutzen Sie Clubhouse richtig

Clubhouse wächst also unaufhörlich – es werden weitere Länder und Märkte erschlossen. Aber wie bedient man diese App eigentlich? Hier kommen ein paar Tipps:

Was ist ein Raum im Clubhouse und wie kann man einen starten?

Ein Raum im Clubhouse ist vergleichbar mit einem Raum in einem Konferenzsaal. Wenn Sie einen Raum betreten, sehen Sie zuerst die Leute oben auf der Bühne. Wann immer Sie sich in einem Raum befinden, können Sie ihn durch Anklicken leise verlassen. Das Symbol mit der erhobenen Hand unten in der Mitte der App kann von jedem im Raum angeklickt werden. Dann werden die Moderatoren benachrichtigt, und sie können entscheiden, Sie auf die Bühne zu holen. Wenn Sie auf der Bühne sind und jemand auf der Bühne etwas Wertvolles sagt, können Sie sich selbst in schneller Folge stummschalten und wieder aufheben, um zu applaudieren. Damit signalisieren Sie allen im Raum: Ich weiß zu schätzen, was diese Person gesagt hat. 

Wenn Sie einen „Raum starten“ möchten, werden Ihnen mehrere Optionen angezeigt. 

  1. Offene Räume – sind spontane Räume, die Sie erstellen können, und in die die Leute automatisch eintreten werden. 

  2. Soziale Räume – sind nur für die Personen in Ihrem sozialen Netzwerk. 

  3. Gesperrte Räume – sind nur für Personen, denen Sie folgen. 


Praktische Vorschläge zum Start eines erfolgreichen Raumes

Wenn Sie erst einmal ein paar Tage im Clubhouse sind, werden Sie als Nächstes einen Raum eröffnen und moderieren wollen. Das funktioniert recht einfach. Doch ein fantastisches Erlebnis für alle zu schaffen, die dabei sind, das ist ein wenig kniffliger. Einer der Schlüssel zu einem großartigen Raum ist es, einen großartigen Moderator zu haben. 

Das Wichtigste beim Starten eines Raums ist, dass Sie auf „Thema hinzufügen“ klicken. Hier haben Sie die Möglichkeit, eine Beschreibung des Raums einzugeben. 

Ziehen Sie außerdem in Betracht, jemand anderen zum Moderator zu machen, falls die App Sie aus irgendeinem Grund aus dem Raum wirft. Auf diese Weise wird der Raum nicht geschlossen. 

Eines der allerersten Dinge, die Sie dann tun sollten, ist die Festlegung der Regeln für den Raum. Führen Sie bzw. der/die Moderator/in ein kurzes Reset des Raums durch, wenn die Anzahl der Teilnehmer steigt. Das Zurücksetzen des Raums ist eine kurze Einführung in das Thema, das gerade diskutiert wird. Sie können dies alle 10 bis 15 Minuten tun, je nachdem, wie es mit den Teilnehmern läuft. 

Die besten Räume sind Räume vom Typ Q & A. Bitten Sie die Teilnehmer um Fragen: „Wenn jemand von Ihnen eine Frage hat, würden wir uns freuen, wenn Sie die Hand heben. Sie werden in die Warteschlange gestellt und wir werden Sie auf die Bühne holen.“

Die Idee eines guten Moderators ist es, dafür zu sorgen, dass alles natürlich abläuft.

Sie können die Funktion zum Erheben der Hand ein- und ausschalten und jeder wird darüber informiert. Warum sollten Sie das tun? Weil manchmal viele Leute auf einmal anfangen, die Hand zu heben.

Der Teilnehmer, der bereits die Hand gehoben hat und von Ihnen oder dem Moderator akzeptiert wird, kommt auf die Bühne.

Vergessen Sie nicht, im Anschluss an die Gesprächsrunde mit Ihrer/m Co-Moderatoren zu reflektieren und Learnings für die nächsten Talks zu notieren. Und wie bei allem gilt auch hier: Einfach ausprobieren und starten. Seien Sie mutig!


Der eigene Raum – so läuft Ihre Gesprächsrunde in Clubhouse rund 

  • Engagieren Sie einen Moderator und sprechen sie vorher mit ihr/ihm, um einfach zu sehen, ob die Chemie stimmt.

  • Nehmen Sie nicht zu viele Experten auf die Bühne, sonst ist der Redeanteil der Experten oder die Beteiligung aus dem Publikum recht gering.

  • Bereiten Sie im Vorfeld ein paar Punkte als Lückenfüller vor, um eine Diskussion oder ein Gespräch zu initiieren, falls es nur wenig Beteiligung gibt.

  • Kündigen Sie dem Publikum an, wie lang der Talk ist. Auch dazwischen, wenn wieder neue Leute hinzugekommen sind, ist es gut, wenn der Moderator diese begrüßt und zur Beteiligung an der Diskussion auffordert.

  • Beginnen Sie am Anfang mit ein/zwei Fragen.

Unsachliche Diskussionen in ihrem Clubhouse-Raum – diese Möglichkeiten haben Sie

  • Praktisch ist es, wenn alle Co-Moderatoren über WhatsApp miteinander kommunizieren, um die Wahrnehmung offen zu halten.

  • Hinweise wie: „Ich würde den Teil gerne sachlicher halten.“, „Bitte achten Sie auf den Tonfall.“, „Darf ich kurz unterbrechen?“ oder „Können wir wieder zum Thema zurückkehren?“ helfen, die Diskussion wieder auf den Punkt zu fokussieren.

  • Was Sie wirklich nicht machen sollten: jemanden stumm schalten oder ohne Ankündigung aus dem Raum werfen!

Clubhouse für B2B-Unternehmen

Live-Audio-Apps wie Clubhouse haben natürlich großes Potenzial für B2B-Unternehmen, aus meiner Sicht allerdings erst in der nahen Zukunft. Dafür müssen die Entwickler zunächst von Clubhouse die vielen offenen rechtlichen Themen nachjustieren. Thomas Schwenke hat übrigens zu der rechtlichen Thematik einen sehr guten Artikel geschrieben.

Abgesehen von den Kinderkrankheiten lohnen sich die Aktivitäten auf Live-Audio-Apps erst so richtig, wenn die Reichweite stimmt. Bis es soweit ist, können Mitarbeiter aus Unternehmen mit einem privaten Profil einsteigen, bei Talks mitmachen und sich eine gute Kommunikationsstrategie für dieses Audio-Format überlegen.

In den nächsten Wochen werde ich auch die anderen Apps mal austesten und darüber berichten.